Konzert gegen den Krieg

@ Zülküf Kurt

Die Nieder-Mooser Kirche veranstaltete am Sonntag, den 21. August, ein außergewöhnliches Konzert. Das Konzert mit dem Hornisten Felix Klieser und der Russischen Kammerphilharmonie St. Petersburg war aus allen Orten des Vogelsbergs gut besucht.

Schon Wochen zuvor war angekündigt worden, dass ein ungewöhnliches Konzert stattfinden würde. Der aus russischen Musikern zusammengesetzten Kammerphilharmonie schlossen sich auch ukrainische Künstler an, die nach dem Krieg in der Ukraine ihr Land verlassen mussten. Ein ganz besonderer Musiker war zweifelsohne Felix Klieser. Klieser ist ein Hornist, der ohne Hände und Arme geboren wurde. Er spielt das Instrument mit seinen Füßen. Der Besitzer dieser außergewöhnlichen Fähigkeiten machte neugierig.

Zuerst trat die Kammerphilharmonie auf. Das Orchester spielte zunächst ein Stück von Joseph Haydn.  In den darauffolgenden Konzerten für Horn und Orchester von Wolfgang Amadeus Mozart spielte Klieser den Solopart. Kliesers musikalisches Talent ist unbestritten. Er hat sich dem Orchester mit großem Geschick angeschlossen. Zunächst ist zu betonen, dass Klieser ein sehr erfahrener Künstler ist. Aber ein Auftritt auf der Bühne bedeutete mehr als nur Musik.

Das Horn wird normalerweise mit den Händen gespielt. Dass ein Künstler, der ohne Arme geboren wurde, dieses Instrument mit höchster Professionalität mit den Füssen spielt, war  ein Hinweis darauf, dass trotz aller Hindernisse fast nichts unmöglich ist.

Das Wichtigste war seine Verbindung zur Musik. Eine solche Aufführung hätte man sich nie vorstellen können, wenn Klieser nicht eine so starke Bindung zur Musik gehabt hätte. Deshalb repräsentierte Klieser auch auf der Bühne jemanden, der erfolgreich und mit großer Leidenschaft Hindernisse überwindet. Er hat damit gezeigt, dass Verzweiflung und Resignation in seinem Leben keinen Platz haben. Klieser ist daher ein Vorbild für alle, die trotz nahezu unüberwindbarer Hindernisse nicht aufgeben.

Das Konzertprogramm sah wie folgt aus:

Joseph Haydn                 Sinfonie Nr. 49 f-moll “La Passione”

                                               Adagio

                                               Allegro di molto

                                               Menuett

                                               Presto

Wolfgang

Amedeus Mozart          Hornkonzert Nr. 2 Es-Dur KV 417

                                               Allegro

                                               Andante

                                               Rondo. Allegro

Saint Preux                      Concerto pour une voix

Karl Jenkins                      Palladio

Wolfgang

Amedeus Mozart          Hornkonzert Nr. 4 Es.Dur KV 495

                                               Allegro Moderato

                                                Romance. Andante Cantabile

                                                Rondo. Allegro Vivace

Die wichtigsten Botschaft des Konzerts war die gegen den Krieg. Die Zusammensetzung des Orchesters aus russischen und ukrainischen Musikern war ein starkes Symbol für ein friedliches Zusammenleben.  Am Ende der Veranstaltung drückte der Dirigent des Orchesters, Juri Gilbo, den Wunsch aus, der Krieg möge so schnell wie möglich enden und Frieden eintreten. Das Konzert endete damit, dass das Orchester als Zugabe zwei russische und ukrainische Stücke spielte.

Es besteht kein Zweifel daran, dass dieses Konzert viel mehr als nur ein Konzert war.

Wer ist Felix Klieser? (Informationen aus der Pressemitteilung)

In der Tat liest sich die bisherige Künstlerlaufbahn des 1991 geborenen Musikers Felix Klieser eindrucksvoll: Erst jüngster Hornspieler aller Zeiten an der Musikschule Göttingen, dann mit 13 Jahren Jungstudent an der Hannoveraner Hochschule, Hornist im Bundesjugendorchester und auf Tournee mit Popstar Sting, „Life Award“-Preisträger und Bundessieger bei „Jugend musiziert“. 2014 mit dem „Echo Klassik“ als Nachwuchskünstler des Jahres sowie den mit 10.000 Euro dotierten Musikpreis des Verbandes der Deutschen Konzertdirektionen, prophezeit die Jury Felix Klieser den Beginn einer aussichtsreichen Karriere. Im Sommer 2016 erhält er den Leonard-Bernstein-Award des Schleswig-Holstein Musikfestivals und reiht sich damit in eine Schar sehr berühmter Preisträger ein. Andere Jungs träumen davon, später einmal Fußballer zu werden – für den kleinen Felix indes stand schon als Vierjähriger fest, dass er unbedingt Horn spielen wollte, obwohl er keine Arme hat. „Das Horn ist eines der farblich vielseitigsten Instrumente, mit dem sich wunderbar Emotionen wecken lassen“, schwärmt der junge Mann von seinem Modell 103 aus der Mainzer Instrumentenfabrik der Gebrüder Alexander. Vermag doch diese mehrere Meter lange, gewickelte Rohr sowohl zu singen als auch zu schmettern, seine Farben mit den Lagen und Lautstärken zu wechseln wie kein zweites Instrument mit solchem Klangfarbenspektrum. Ein Zauber, den auch Klieser seinem Blech immer wieder zu entlocken weiß, wie die Kritiker schwärmen, ein mattgoldener Ton, der selbst in schmetternden virtuosen Passagen niemals ausbricht und Zeugnis einer perfekten Körperbeherrschung ablegt, denn eben diese Fähigkeit zeichnet Felix Klieser aus.“

Wer ist die Russische Kammerphilharmonie St. Petersburg? (Informationen aus der Pressemitteilung)

Die Russische Kammerphilharmonie St. Petersburg wurde 1990 von Absolventen des renommierten und traditionsreichen St. Petersburger Staatskonservatoriums gegründet. Seit nunmehr 22 Jahren hat das Orchester seinen Sitz in Deutschland. Das Orchester ist zweifelsfrei einer der bedeutendsten musikalischen Botschafter Europas. Die Mitglieder des inzwischen international besetzten Klangkörpers kommen teilweise aus der Ukraine und nicht nur aus ganz Europa, sondern auch aus Südamerika, Asien, Australien sowie aus Israel und aus der Türkei. Mit Juri Gilbo, der seit nunmehr 25 Jahren Künstlerischer Leiter und Chefdirigent des Orchesters ist es gelungen, dem Orchester neue Maßstäbe zu setzen, zu einem internationalen Spitzenorchester zu formen und einen unverwechselbaren Klang zu verleihen. Aufgrund der vielbeachteten Virtuosität und kultivierten Klangkultur gastiert das Orchester regelmäßig mit Solisten von Weltrang in den wichtigsten europäischen Konzerthäusern. Mit ihrer hochprofessionellen Arbeit und unverwechselbarem künstlerischen Profil ist die Russische Kammerphilharmonie St. Petersburg nicht mehr aus dem europäischen Kulturleben wegzudenken. Am Sonntag, den 21.August spielen sie Joseph Haydns Sinfonie Nr. 49 und Werke von Karl Jenkins und anderen. Mit ihrem Spielen wollen die Künstler ein Friedenkonzert präsentieren und nach Abzug aller wirklichen Kosten geht der Gewinn an die Opfer des Krieges in der Ukraine. NIEDER-MOOS