Das Tove-Projekt, nach »Kopenhagen-Trilogie« und »Gesichter« von Tove Ditlevsen in einer Bearbeitung von Joanna Bednarczyk und unter der Regie von Ewelina Marciniak

Schauspiel Frankfurt

Der Stoff für das von Joanna Bednarczyk für die Frankfurter Bühne konzipiere Stück findet sich in den Lebenserinnerungen der 1918 in Kopenhagen geborenen Dichterin Tove Ditlevsen. Aufgeteilt nach Kindheit, Jugend und Sucht hat sie zwischen 1967 und 1971 ihre Autobiografie veröffentlicht. Vor allem der Titel des dritten Teils verrät, welchen Lauf ihr Leben nimmt. Aufgewachsen in einem Arbeiterviertel sieht sich Ditlevsen von Anbeginn den in ihrem Milieu festgeschriebenen Geschlechterrollen konfrontiert. Und diese besagen, dass eine Frau nicht Dichterin werden kann. An diesen starren Vorstellungen zerbricht Ditlevsen letztendlich. Nach ihrem frühen Schulabschluss arbeitet sie in wechselnden Stellungen als Haushaltsgehilfe, als Küchenmädchen, als Lager-, schließlich auch als Bürokraft und Sekretärin. In ihrer freien Zeit widmet sie sich dem Verfassen von Gedichten, nicht zuletzt ermutigt durch die Bekanntschaft mit einem Antiquariatsbuchhändler. In dieser Beziehung erlebt sie zum ersten Mal als Person mit ihrem Fähigkeiten wahr- und ernstgenommen, nicht aber als Frau geliebt zu werden.

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Licht, Luft, Papier und Wand – Arbeiten mit dem Raum oder Fritz Balthaus‘ Poststudio

1982 erscheint ein Buch mit dem vielsagenden Titel „Nichtssagender Titel“. Autor ist der Künstler Fritz Balthaus, dessen buchkünstlerischen Publikationen sich keineswegs auf den Nichtssagenden Titel beschränken, vielmehr dieser erst den Anfang eines umfangreichen Oeuvres bildet, zu dem etliche weitere Auseinandersetzungen mit dem Buch und seiner Wesenhaftigkeit gehören. Solche Reflexion des Buches erfolgt unter anderem mittels der Publikationen anderer Autoren, wie etwa dem beim Merve Verlag erschienen Titel Die Weiße Zelle, der deutschen Übersetzung von Brian O’Dohertys 1976 erschienenem Essay The White Cube. Indem Balthaus den Titel durch einen geringfügigen Eingriff manipuliert, macht er sich das Buch zu eigen. Aus „Zelle“ wird „Zeile“ und mit Blick auf die nun weiße Zeile sind alle im Buch auftretenden Zeilen als weiß vorzustellen. Konkret heißt das, dass das Buch leer scheint, dafür aber aufnahmebereit für jeden beliebigen Inhalt. Der solchermaßen leer erscheinende Raum im Buch erweist sich als Äquivalent des als „White Cube“ bezeichneten neutralen Ausstellungsraumes, wie ihn O’Doherty zum Gegenstand seines Textes genommen hat.

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Der Skandal und die Folgen. Ein Podiumsgespräch im Nachgang zur documenta 15 im Jüdischen Museum Frankfurt am Main

Viola Hildebrand-Schat

Während der documenta 15, der weltweit größten zeitgenössischen Kunstausstellung, haben israelfeindliche und antisemitische Positionen eine zentralen Auftritt gehabt. Eine erster Ausgangspunkt – zumindest für die von der Presse angestoßenen Diskussion – war ein am Friedrichsplatz installiertes Banner der Gruppe Taring Padi. In dem großformatigen Wimmelbild war deutlich antisemitistische Ikonografie auszumachen. Was sich die Aussteller dabei gedacht hatten, blieb bis zum Schluss offen. Dass die Installation der Arbeit weder unbedacht geschah noch ohne Wissen um die Brisanz der Darstellung geschah, muss angesichts der Tatsache, dass die Arbeit erst nach der Pressekonferenz und nach dem offiziellen Eröffnungsakt sichtbar wurde, unterstellt werden. Bereits diese Verzögerung der Veröffentlichung hätte eine Erklärung wünschenswert sein lassen. Doch blieb sie aus, ebenso wie das Banner schnell abgehängt wurde, anstatt zum Anlass für eine offen zwischen Kuratoren und Publikum geführten Diskussion genutzt zu werden. Zuvor war dramatisch mit einer schwarzen Folie kaschiert worden – eine Geste, mit der die Kuratoren ihrer Betroffenheit über das Unverständnis Ausdruck verleihen wollten. Oder ging es dabei noch um etwas anderes? Dabei wäre eine Auseinandersetzung mit und angesichts des Bildes– so Wenzel – nicht nur wünschenswert, sondern absolut notwendig gewesen. Gerade diese eine Arbeit hätte die Vorlage für das Kuratorenteam liefern können, sich zu erklären, Stellung zu nehmen und so möglicherweise die die gesamte documenta überschattenden Angriffe verhindern können.

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Das Bewusstsein ist eine gefährliche Waffe für den, der sie führt

Die Wahlverwandtschaften im Schauspiel Frankfurt

Eduard, ein wohlhabender und gebildeter Mann, befindet sich in einer Ehe mit Charlotte, die ihm nicht mehr die Erfüllung gewährt, die er von einer Ehe erwartet. In der jungen Ottilie sieht er seine Herzensgefährtin, seine Wahlverwandte. Ottilie, die in der Obhut ihrer Tante Charlotte lebt, ist jedoch unschlüssig in Bezug auf ihre eigenen Gefühle und ihre Zukunft. Als weiterer Protagonist tritt Otto ins Spiel, ein alter Freund von Eduard und Charlotte. Die sich anbahnende Verwirrung der Gefühle spitzt sich zu, als Otto für einen längeren Aufenthalt bei Eduard und Charlotte weilt und seine Leidenschaft für Charlotte entdeckt. Von den vier in Beziehungen miteinander verwickelten Menschen überleben am Schluss nur zwei.

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Onkel Wanja von Anton Tschechow

Schauspiel Frankfurt, Regie: Jan Bosse

Sicher zählen die Stücke von Anton Tschechow zu den Klassikern der Bühne. Gerade das Schauspiel Frankfurt bringt mit Regelmäßigkeit das eine oder andere zur Aufführung. Vordergründig scheinen Langmut, wenn nicht gar das sich in Langeweile erschöpfende Leben des wohlhabenden Bürgertums im Vordergrund zu stehen. Die Stücke von Tschechow fokussieren vornehmlich Aufenthalte auf den Landgütern während der langen Sommermonate. Die Anwesen dienen als Rückzugsort und bieten eine dem Leben in der Stadt entgegengesetzte Atmosphäre der Entspannung und Idylle. Doch scheinen die Protagonisten wenig von den Möglichkeiten auf dem Lande zu profitieren.

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Unvergessliches Konzert in Nieder-Moos

@ Zülküf Kurt

Sommerkonzerte gehen in diesen Tagen zu Ende, wenn der Herbst deutlich sichtbar wird. Neben verschiedenen Konzerten hat die Kirche in Nieder-Moos heute (11.09.2022) ein besonderes Konzert veranstaltet. Die Künstler Albrecht Mayer (Oboe), Sophie Dervaux (Fagott) und Evgenia Rubinova (Klavier) gaben ihr Konzert vor großem Publikum. Mit Werken von Jean Françaix, Roger Boutry, Camille Saint-Saëns, Dutilleux und Francis Poulenc boten die Künstler  in der ersten Hälfe des Konzerts eine musikalisch anspruchsvolle Darbietung.

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Blaue Brise bei Nieder-Moos

@ Zülküf Kurt

Auch wenn sich die Sommerkonzerte dem Ende zuneigen, am Sonntag den 4. September, bietet die Nieder-Mooser Kirche weiterhin beeindruckende Konzerte. 4 Saxophone, ein Cello und ein Klavier und sechs talentierte Künstler. Arcis Saxophon Quartett: Claus Hierluksch (Sopransaxophon), Ricarda Fuss (Altsaxophon), Edoardo Zotti (Tenorsaxophon), Jure Knez (Baritonsaxophon). Und Rahaela Gromes(Cello) sowie Julian Riem(Klavier).

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Konzert gegen den Krieg

@ Zülküf Kurt

Die Nieder-Mooser Kirche veranstaltete am Sonntag, den 21. August, ein außergewöhnliches Konzert. Das Konzert mit dem Hornisten Felix Klieser und der Russischen Kammerphilharmonie St. Petersburg war aus allen Orten des Vogelsbergs gut besucht.

Schon Wochen zuvor war angekündigt worden, dass ein ungewöhnliches Konzert stattfinden würde. Der aus russischen Musikern zusammengesetzten Kammerphilharmonie schlossen sich auch ukrainische Künstler an, die nach dem Krieg in der Ukraine ihr Land verlassen mussten. Ein ganz besonderer Musiker war zweifelsohne Felix Klieser. Klieser ist ein Hornist, der ohne Hände und Arme geboren wurde. Er spielt das Instrument mit seinen Füßen. Der Besitzer dieser außergewöhnlichen Fähigkeiten machte neugierig.

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Prof. Edgar Krapp (Orgel) – Katja Stuber (Sopran)

@ Zülküf Kurt

Wir erleben die heißesten Tage des Sommers. Einerseits das Wasserproblem, andererseits trocknet die zunehmende Dürre die Vogelsberger Wälder weiter aus. Während die Diskussionen darüber, wo das unterirdische Wasser von Vogelsberg verbracht wird, weitergehen, schlägt die Natur stellenweise mit Waldbränden Alarm. Auch die traditionell stattfindenden Sommerkonzerte in der Nieder-Mooser Kirche sind wichtige Veranstaltungen gegen die kulturelle Dürre.

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Matthias Eisenberg und das Vokalensemble The Octavians

@ Zülküf Kurt

Die traditionellen, alljährlich stattfindenden Nieder-Moos-Sommerkonzerte gehen auch in diesem Jahr unvermindert weiter. Am 6. August kamen die Kunstfreunde im Vogelsberg zum Konzert zusammen. Das Konzertprogramm mit der Beteiligung von Matthias Eisenberg und dem Vokalensemble The Octavians war umfangreich. Der Leiter des Nieder-Mooser Konzertsommers Alexander Eifler hielt die Eröffnungsrede. Im Anschluss traten die Octavians auf. Die Gruppe, die als Kulturbotschafter Deutschlands Konzerte in vielen Ländern veranstaltet, ist ein junges, aber erfahrenes Ensemble, dass die Möglichkeiten der Bühne umfänglich zu nutzen versteht.

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