Das Tove-Projekt, nach »Kopenhagen-Trilogie« und »Gesichter« von Tove Ditlevsen in einer Bearbeitung von Joanna Bednarczyk und unter der Regie von Ewelina Marciniak

Schauspiel Frankfurt

Der Stoff für das von Joanna Bednarczyk für die Frankfurter Bühne konzipiere Stück findet sich in den Lebenserinnerungen der 1918 in Kopenhagen geborenen Dichterin Tove Ditlevsen. Aufgeteilt nach Kindheit, Jugend und Sucht hat sie zwischen 1967 und 1971 ihre Autobiografie veröffentlicht. Vor allem der Titel des dritten Teils verrät, welchen Lauf ihr Leben nimmt. Aufgewachsen in einem Arbeiterviertel sieht sich Ditlevsen von Anbeginn den in ihrem Milieu festgeschriebenen Geschlechterrollen konfrontiert. Und diese besagen, dass eine Frau nicht Dichterin werden kann. An diesen starren Vorstellungen zerbricht Ditlevsen letztendlich. Nach ihrem frühen Schulabschluss arbeitet sie in wechselnden Stellungen als Haushaltsgehilfe, als Küchenmädchen, als Lager-, schließlich auch als Bürokraft und Sekretärin. In ihrer freien Zeit widmet sie sich dem Verfassen von Gedichten, nicht zuletzt ermutigt durch die Bekanntschaft mit einem Antiquariatsbuchhändler. In dieser Beziehung erlebt sie zum ersten Mal als Person mit ihrem Fähigkeiten wahr- und ernstgenommen, nicht aber als Frau geliebt zu werden.

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Onkel Wanja von Anton Tschechow

Schauspiel Frankfurt, Regie: Jan Bosse

Sicher zählen die Stücke von Anton Tschechow zu den Klassikern der Bühne. Gerade das Schauspiel Frankfurt bringt mit Regelmäßigkeit das eine oder andere zur Aufführung. Vordergründig scheinen Langmut, wenn nicht gar das sich in Langeweile erschöpfende Leben des wohlhabenden Bürgertums im Vordergrund zu stehen. Die Stücke von Tschechow fokussieren vornehmlich Aufenthalte auf den Landgütern während der langen Sommermonate. Die Anwesen dienen als Rückzugsort und bieten eine dem Leben in der Stadt entgegengesetzte Atmosphäre der Entspannung und Idylle. Doch scheinen die Protagonisten wenig von den Möglichkeiten auf dem Lande zu profitieren.

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Peter Weiss. Abschied von den Eltern

Kammerspiel Frankfurt

„Ich habe oft versucht, mich mit der Gestalt meiner Mutter und der Gestalt meines Vaters auseinanderzusetzen, peilend zwischen Aufruhr und Unterwerfung.“ So beginnt Peter Weiss seine 1962 begonnene, 1963 erstmals beim Suhrkamp Verlag erschienene Erzählung Abschied von den Eltern, die auf ihre Weise eine Hommage an die Eltern scheint, tatsächlich aber eine Auseinandersetzung mit dem eigen Ich ist. Die analytische Aufarbeitung der Vergangenheit, die dann im Weiteren den Inhalt bestimmt, greift einer wenige Jahre später fast schon zur Mode werdenden Praktik voraus: der aktive Gebrauch von psychoanalytischen und psychotherapeutischen Methoden.

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Malina

Mit Malina, dem ersten und einzigen Roman der als Lyrikerin und Verfasserin von Hörspielen bekannt gewordenen Schriftstellerin Ingeborg Bachmann wagt sich das Frankfurter Schauspiel erneut an die Inszenierung einer Romanvorlage. Malina ist nicht das erste Romanwerk, das auf der Frankfurter Bühne zur Darstellung gelangt. Bereits in der Vergangenheit waren mit Die Wahlverwandtschaften von J. W. Goethe, mit Das siebte Kreuz von Anna Seghers (2018), Die Blechtrommel von Günther Grass (2017) oder Michail Bulgakows Der Meister und Margarita (2014) – um nur einige Beispiele zu nennen – Umschreibungen erzählender Prosa für die Bühne vorgenommen worden.

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Gerechtigkeit oder Hoffnung

Eine auf die Gegenwart ausgerichtete Neuinszenierung von Döblins Roman Berlin Alexanderplatz unter der Regie von Burhan Qurbani

Zülküf Kurt

Berlin Alexanderplatz ist der achte Film des afghanischstämmigen, in Deutschland aufgewachsenen Regisseurs Burhan Qurbani. Der 2020 produzierte Film stand auf Platz 10 unter den von den Berliner Filmfestspielen für Netflix ausgewählten.

Francis, einer der Hauptprotagonisten, gelangte auf gefahrvollen Wegen von Afrika nach Deutschland, verlor aber bei der Überfahrt seine Geliebte und erlitt selbst ein schweres Trauma. Doch gelingt es ihm mit Hilfe eines afrikansichen Landmanns eine Arbeit zu finden.

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Mephisto: Alles, was in der Stille wächst

© Arno Declair

Zülküf Kurt

„Ich muss, muss, muss berühmt werden.“

Klaus Mann, Tagebucheintrag

Klaus Manns im niederländischen Exil 1936 verfasster Roman Mephisto tritt in diesen Tagen in dramtisierter Form im Schauspiel Frankfurt vor das Publikum. Trotz der Corona-Pandemie zieht das Stück, das am 3. Oktober seine Premiere hatte, große Aufmerksamkeit auf sich.

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Die Physiker am Schauspiel Graz

Viola Hildebrand Schat

Die Handlung von Dürrenmatts 1961 entstandenen Stücks ist hinlänglich bekannt. In einer Nervenheilanstalt begegnen sich Johann Wilhelm Möbius, Herbert Georg Beutler und Ernst Heinrich Ernesti, die sich alle drei nicht nur als Kernphysiker ausgeben, sondern zudem auch noch diese vorgebliche Identität mit weiteren überblenden – ein Täuschungsmanöver, mit dem sie ihre unmittelbare Umgebung und die Menschheit außerhalb der Psychiatrie irrezuführen suchen.

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Ansicht der medienpolitischen Beziehung

Es gibt keine klaren Informationen darüber, wann die erste Zeitung der Welt veröffentlicht wurde. Während einige Quellen auf die Tontafeln verweisen, die vor 3400 Jahren an den Ufern des Nils gefunden wurde, betrachten andere die „Acta Diurna“ der Römer von 131 v. Chr. als erste Zeitung. Die 1605 von Johann Carolus veranlasste Zeitung „aller Fürnemmen und gedenckzahl Historie“ gilt hingegen als erste Zeitung, die auf Papier gedruckt wurde. Es gibt weitere Quellen, die frühe Beispiele von Zeitungen nennen, aber wir können festhalten, dass die gedruckte Zeitung eine Geschichte von rund 400 Jahren hat.

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