Zülküf Kurt
Berlin Alexanderplatz ist der achte Film des afghanischstämmigen, in Deutschland aufgewachsenen Regisseurs Burhan Qurbani. Der 2020 produzierte Film stand auf Platz 10 unter den von den Berliner Filmfestspielen für Netflix ausgewählten.
Francis, einer der Hauptprotagonisten, gelangte auf gefahrvollen Wegen von Afrika nach Deutschland, verlor aber bei der Überfahrt seine Geliebte und erlitt selbst ein schweres Trauma. Doch gelingt es ihm mit Hilfe eines afrikansichen Landmanns eine Arbeit zu finden.
Doch dann verliert Francis auch diese Arbeit und das Unglück verfolgt ihn weiter. Zunächst verletzt er versehentlich während der Arbeit einen anderen Afrikaner. Dann versucht er über seinen Bekannten Reinhold eine Unterkunft zu finden, wird aber durch Reinhold in die Welt der Drogen und das Drogengeschäft eingeführt. Bei einer Autofahrt wird Francis von Reinhold aus dem fahrenden Auto gestoßen und verliert in der Folge seinen Arm. Schließlich lernt Francis Mieze, eine Prostituiert kennen, beginnt mit ihr eine Liebschaft und schwängert sie. Doch Reinhold stößt dazwischen, weil er sich anmaßt, dass alles, was Francis angeht, auch ihm zugänglich ist und so auch Mieze.
Eigentlich handelt es sich bei dem Film um eine Reinszenierung von Alfred Döblins 1929 publizierten Roman Berlin Alexanderplatz, jedoch auf die Gegenwart hin adapiert. Die Handlung ereignet sich im gegenwärtigen Berlin und den Hintergrund bildet die aktuelle sozialpolitische Situation, die von Flüchtlingen und deren Kampf um Anerkennung ihres Flüchtlingsstatus geprägt ist. Der Regisseur legt Wert darauf, die aktuellen Fragen mit denen der Wirtschaftskrise nach dem Zweiten Weltkrieg in Parallele zu setzen. So spielen nicht nur Arbeitslosigkeit, Drogen und Gewalt eine Rolle, sondern ebenso die auf Asyl in Deutschland hoffenden Flüchtlinge. Von schweren Traumata gezeichnet, ist ihre Integration in den Alltag alles andere als leicht. Francis‘ Leben ist beispielhaft für das Vieler, die ähnliche Schicksale haben. Neben den traurigen Schicksalen und all den Schwierigkeiten, die das Leben der Flüchtlinge prägt, richtet der Fılm aber auch einen Fokus auf die Solidarität, die zwischen einzelnen Personen herrscht. So erfährt Francis Hilfe und Unterstützung von einer Landsmännin, die ihn letztendlich auch bei Mietze einführt, so das Francis wieder Hoffnung schöpfen kann.
Qurbani setzt die Geschehnisse in eindrucksvollen Szenen ins Bild, und immer wieder wird deutlich, wie schmal der Grat zwischen den Bereichen ist, wie schnell Hoffnung und Desillusionierung einander ablösen können. Obwohl der Ausgang ungewiss bleibt, scheint doch gegen Ende des Films in Gestalt eines kleines Mädchens, der gemeinsamen Tochter von Mieze und Francis, ein Hoffnungsschimmer auf. Das Leben geht aller Schwierigkeiten zum Trotz weiter und erlaubt bisweilen einen Ausblick auf eine bessere Zukunft.
Regie: Burhan Qurbani
Darsteller: Welket Bungué; Jella Haase; Albrecht Schuch; Joachim Król; Annabelle Mandeng; Nils Verkooijen; Richard Fouofié Djimeli; Thelma Buabeng; Faris Saleh; Mike Davies; Mira Elisa Goeres; Benny Opoku-Arthur; Céci Chuh; Lena Schmidtke; Celine Meral
Drehbuch: Burhan Qurbani; Martin Behnke
Buchvorlage: Alfred Döblin
Kamera: Yoshi Heimrath
Schnitt: Philipp Thomas
Musik: Dascha Dauenhauer
Länge: 183 Minuten